Steve Volke, Pack's, 1986

Steve Volke, Pack's, 1986

Rund 10.000 Zuhörer ließen es sich nicht nehmen, mit „theophiles“ den 15. Geburtstag zu feiern und ihnen gleichzeitig das letzte Geleit zu geben. Mit den „theos“ trat eine Gruppe ab, die über fünfzehn Jahre musikalische Wertarbeit abgeliefert hat und doch nie darüber hinwegtäuschte, dass es ihr um viel mehr als nur „schöne Musik“ ging.

Steve Volke, PACK‘S 1986

Theophiles und Damaris Joy auf Tournee – Gelungener Abschied

„Wem Gott die rechts Gunst erweisen will, den schickt er einfach auf Tournee“, sing Reinhardt Mey. Eine Aussage, die sich auf die Tournee von „theophiles“ und „Damaris Joy“ übertragen lässt.

Rund 10.000 Zuhörer ließen es sich nicht nehmen, mit „theophiles“ den 15. Geburtstag zu feiern und ihnen gleichzeitig das letzte Geleit zu geben. Mit den „theos“ trat eine Gruppe ab, die über fünfzehn Jahre musikalische Wertarbeit abgeliefert hat und doch nie darüber hinwegtäuschte, dass es ihr um viel mehr als nur „schöne Musik“ ging.

Durch 13 Städte führte die Tournee. Mit einem für christliche Gruppen ungewöhnlich hohem Aufwand wurden die Konzerte zu einem außergewöhnlichen musikalischen und geistlich tiefgehenden Erlebnis.

„Komm, lass’ uns gemeinsam lernen, was im Leben wirklich zählt“, mit diesem Einstiegssong machte „Damaris Joy“ gleich von Beginn an deutlich, welche Linie die Konzerte haben sollten. Die Musiker wiesen durch Zwischenansagen immer wieder darauf hin, dass neben der guten Musik das Wichtigste nicht vergessen werden darf: Eine persönliche Beziehung zu Gott. Dieser Aspekt kam mehrmals in dem fast dreistündigen Konzertprogramm vor.

Nach dem Powerrock von „Damaris Joy“ traten dann die drei ‚smarten Jungs’, die inzwischen zu verantwortungsbewussten, engagierten Berufstätigen geworden sind, ins Rampenlicht. Noch einmal durften die Zuhörer miterleben, was die „theos“ über Jahre hinweg auszeichnete: mehrstimmiger, unverwechselbarer Gesang mit folkig gepickten Gitarren und einsamem Schlagzeug untermalt.

Beeindruckend war die Multi-Dia-Show zu einigen Songs. Hier wurde die inhaltliche Seite nach dem Erklingen bekannter ‚Evergreens’ wieder deutlich in den Vordergrund gestellt. Beeindruckend auch die Zwischenansage von Manfred Primke, der erzählte, wie er als Christ in eine aussichtslose Grenzsituation gekommen ist und dadurch erst richtig gemerkt hat, dass der Glaube an Gott keine Phrase ist.

Diese Tournee fiel in mancherlei Hinsicht aus dem üblichen Rahmen. Nicht nur die Konzertlänge von drei Stunden war außergewöhnlich, sondern auch die Light-Show und das konkurrenzfreie Zusammentreffen zweier so renommierter Gruppen ließen das deutlich werden. Ein Teil des Konzertes gestaltete „Damaris Joy“ mit „theophiles“ gemeinsam. Und hier ging gehörig die Post ab!!!

Der dreistimmige Gesang in Verbindung mit dem rockigen Soundteppich der Siegener Gruppe war der Höhepunkt der Abende. Das Geschehen auf der Bühne erinnerte an eine musikalische Geburtstagsfeier ganz besonderer Art. Man merkte allen Musikern an, dass ihnen die ganze Sache sehr viel Spaß machte. Dass die äußeren Bedingungen auch recht positiv waren, hat sicher dazu beigetragen.

Im hessischen Pohlheim wurden im Vorverkauf über 800 Karten abgesetzt. Die Halle war am Abend mit knapp 1.000 Zuhörern übervoll. In Weinstadt mussten fast 300 Leute wieder nach Hause geschickt werden, da Feuerwehr und Hausmeister bei 1.400 Geburtstags- und Trauergästen in der Halle bereits alle zur Verfügung stehenden Augen und Hühneraugen zugedrückt hatten! Aus Siegen wurde das gleiche berichtet. Die Bühne der Stadt war bis zum letzten Stehplatz besetzt. Hier kam es noch zu einem bedauerlichen Zwischenfall, der nicht nur dem Veranstaltet schwer zu schaffen machte: die gesamten Einnahmen wurde aus einem verschlossenen Koffer gestohlen.

Durchschnittlich besuchten die Konzerte zwischen 500 und 700 Leute. Ein deutlicher Hinweis auf die wachsende Beliebtheit der beiden Gruppen.

Gesegnete Konzerte

Nach dem Konzertprogramm verschwanden die Musiker nicht etwa in der Gaderobe, um sich auszuruhen, sondern mischten sich „unter’s Volk“. Hier kam es zu sehr guten Gesprächen, wie Manfred Primke berichten konnte. Man habe viele „Rückmeldungen“ erhalten und „schöne Begegnungen“ mit Leuten gehabt, die „theophiles“ über die Jahre hinweg begleitet hätten. So waren die Konzerte auch in dieser Hinsicht rei gesegnet.

Man übertreibt nicht mit der Behauptung, dass diese Tournee im christlichen Bereich neue Maßstäbe gesetzt hat. Es wird schwer sein, dies in Zukunft wieder zu erreichen. „theophiles“ hätte sich keinen schöneren Abschied vorstellen können. Die vielen begeisterten Zuhörer haben ihnen den Abend zwar nicht leichter gemacht, aber doch mit viel Liebe versüßt!

Als beide Gruppen mit „Jesus, deine Größe sprengt meine Phantasie“ einen Schlusspunkt hinter die Zugaben setzten, wusste jeder im Raum, dass es bei der ganzen Tournee nicht um schöne Musik, farbenreiches Licht und auch nicht um die Musiker selbst gegangen war.

Steve Volke

PACK’S! 11/1986