D. Scheler, Münchberg 1986

„Theophiles“ und „Damaris Joy“ gastierten in der Münchberger Vereinsturnhalle

Die mehrstimmigen Choräle und christlichen Texte begeisterten fast 800 Zuhörer

Münchberg. – Ein Ereignis ganz besonderer Art ging kürzlich über die Bühne der Münchberger Vereinsturnhalle: Zwei der renommiertesten und bekanntesten Gruppen der deutschen Gospelmusikszene fanden sich zu einer gemeinsamen Deutschlandtournee zusammen: Die Dortmunder Gruppe „Theophiles“ und die Siegener Band „Damaris Joy“.

Diese Tournee ist auch gleichzeitig der Abschied von „Theophiles“: Nach 15 Jahren gemeinsamer musikalischer Zusammenarbeit wollen sich die einzelnen Mitglieder des Folktrios jetzt vermehrt privaten und beruflichen Aktivitäten widmen. Da „Theophiles“ vor drei Jahren schon einmal in Münchberg zu Gast war und damals viele Besucher mit Harmoniegesang begeisterten, sprach sich diese außergewöhnliche Gesangsleistung auch diesmal weit herum und lockte fast 800 Besucher aus dem gesamten nordbayerischen Raum an.

Nach der Begrüßung durch drei CVJM-Mitarbeiter betraten die „Damaris Joy“-Musiker die Bühne und konnten gleich mit ihrem ersten Lied „Lass uns gemeinsam lernen“ die Zuschauer begeistern. Musikalisch bietet die Gruppe Mainstram-Rock bester Qualität mit einer besonderen Betonung auf Harmonie-Gesang im Stile amerikanischer Westcoast-Gruppen. Doch fühlen sie sich auch in anderen Sparten wie dem Soul und dem Jazz zu Hause. Alle fünf Musiker verfügen über langjährige Studioerfahrung und diese Routine merkt man Ihnen auch auf der Bühne sofort an.

Was unterscheidet sie aber von anderen Gruppen? „Damaris Joy“ singt deutsch und englisch und bringt in ihren Texten christliche Lebenserfahrung und eigene Überzeugungen zum Ausdruck. Scheinbare Oberflächlichkeiten in unserem Leben werden angeprangert, Mängel werden aufgedeckt …

Nach einer viertelstündigen Pause eröffnet „Damaris Joy“ mit dem Instrumental „Countin the Cost“ den zweiten Teil des Abends, der nun auch den Auftritt von „Theophiles“ vorsah. Diese zeigten gleich mit dem ersten Stück „Wade to the water“ einem Gospel-Klassiker, warum sie mit ihrem dreistimmigen Gesang ein Unikum in der deutschen Gospelszene darstellen. Niemand bringt momentan mehrstimmigen Gesang in so hervorragender Manier auch live auf die Bühne wie „Theophiles“. Doch neben vokalistischer Höchstleistungen bringt das Trio auch noch andere Fähigkeiten mit: Seit Jahren untermalt eine Diashow die sehr tiefgründigen Texte dieser Folkgruppe, so auch auf dieser Tournee.

In den Liedern versucht „Theophiles“ uns klarzumachen, was im Leben wirklich zählt. Das Leben, das wir führen, verspricht uns zwar den Himmel auf Erden, doch danach? Das Leben, welches wir suchen sollen, ist bei Gott. In ihren Texten betreiben die Musiker keine Schwarzweissmalerei, sondern zeigen klaren Realitätssinn.

Einer der Musiker erzählte von einem besonderen Ereignis: Er saß in dem Airbus-Flugzeug, in welchem ein Mann während des Fluges eine Handgranate zur Explosion brachte. Nach einem dreiviertelstündigen Kampf gelang es dem Piloten, die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen und sicher zu landen. Der Musiker erzählte dabei, was alles in ihm vorging. Er ließ sein Leben vor Gott noch einmal Revue passieren und hatte Zeit, über alles nachzudenken. Das Lied „Erinnerungen“ drückt all seine Empfindungen während dieser Phase aus. „Wer nur an das Gestern denkt, der hat nicht viel vom Leben; wer nur für die Zukunft lebt, verfolgt das falsche Ziel; wer sich in Träumen verliert, flieht vor der Wirklichkeit, doch Gott macht uns zur Gegenwart bereit“, heißt es in diesem Lied.

Danach kam auch „Damaris Joy“ wieder auf die Bühne, und von nun an ging es gemeinsam im Programm weiter. „Im Theophiles“-Klassiker „Abgestempelt“ wird angeprangert, dass alles, was nicht in unsere Klischees passt, von uns verurteilt wird. Mit ihren weiteren Liedern machen die Musiker Hoffnung und Mut, den Schritt zum Leben in Gott zu suchen.

Danach verlassen die Musiker die Bühne. Obwohl man „Theophiles“ die Anstrengung (Erkältung) bei ihrer Vokalakrobatik nicht anmerkte, mussten sie ihr Programm doch etwas kürzen, um ihre Stimmen für den weiteren Verlauf der Tournee zu schonen. Aber an diesem Abend verlangten alle Zuhörer noch mehr. Es wollte keiner, dass diese „Geburtstagsfeier“ schon zu Ende sein sollte, da es ja die letzte Möglichkeit war, „Theophiles“ noch einmal auf der Bühne zu sehen.

So trafen sich alle acht Musiker noch einmal zu einem grandiosen Finale auf der Bühne. Zuerst wurde das „Damaris Joy“-Lied „You’re the Future and the Past“ intoniert, eine rhythmisch pulsierende Rocknummer mit einem sehr schönen Refrain. Mit den von allen acht Musikern vorgetragenen Choral „Jesus, deine Größe“ verabschiedeten sich die beiden Gruppen von ihren Zuhörern.

Abschied für immer

Wenn das letzte Konzert dieser Jubiläumstournee über die Bühne gegangen ist, wird sich „Theophiles“ für immer verabschiedet haben. Sie werden nach 15-jähriger Tätigkeit eine große Lücke in der deutschen Gospelmusik hinterlassen, und man wird sie sicherlich vermissen.

Diejenigen, die „Theophiles“ in Münchberg zum Teil zweimal erleben konnten, werden sie sicherlich in bester Erinnerung behalten, denn die Gruppe konnte nicht nur mit ihrer außergewöhnlichen Gesangsleistung, sondern auch mit ihrer teils mit entsprechenden Dias untermalten Aussagen und Botschaften überzeugen.

„Damaris Joy“ war mehr als ein würdiger Begleiter dieser Jubiläumstournee. Die Gruppe steht seit elf Jahren mit viel Erfolg auf festen Füßen in der christlichen Musiklandschaft. Ihnen ist es zu verdanken, dass ein so großartiger Rahmen für diese Jubiläums- und Abschiedstournee von „Theophiles“ geschaffen wurde: denn beide Gruppen verbindet eine langjährige Freundschaft und die gemeinsame Liebe zu Gott.

D. Scheler